Innenstädte als autoritäre Projektionsflächen

21.10. 19:00
Bernd Belina, Sonja Gaedicke

Innenstädte als autoritäre Projektionsflächen: Gespräch mit Bernd Belina & Sonja Gaedicke

Auftaktveranstaltung in Kooperation mit dem Hausprojekt NiKa anlässlich der KI-gestützten Kameraüberwachung des Bahnhofsviertels. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion wird die Funktion der Trope des „Problemviertels“ in rechten Diskursstrategien, aber auch bürgerlichen Öffentlichkeiten diskutiert und in einen Zusammenhang mit Überwachungsfantasien gestellt. 

Nicht nur in Frankfurt zeigt sich, dass politische Akteure die vermeintlich desolaten Zustände urbaner Räume häufig und gerne als Begründung für autoritäre Umstrukturierungen und Interventionen heranziehen. Oft vermischen sich bei diesen Erzählungen tatsächliche materielle Missstände mit sozialchauvinistischen Fiktionen: Wo statt Armut moralischer Verfall gesehen wird, wird auch statt nach sozialer Gerechtigkeit nach Knüppeln geschrien.

Das Gespräch beschäftigt sich mit der Funktion von „Problemvierteln“ als Projektionsflächen innerhalb rechter Weltbilder. Warum redet etwa Boris Rhein so viel vom Frankfurter Bahnhofsviertel, warum Donald Trump von Washington, Portland und Chicago, wieso gehen Kottbusser Tor, Görli und Hansa Platz ständig viral?

Bernd Belina ist Humangeograph und hat sich in seiner Arbeit u.a. intensiv mit staatlicher Überwachung städtischer Räume sowie deren ideologischer Rechtfertigung auseinandergesetzt.

Sonja Gaedicke ist Soziologin und forscht u.a. im Bereich feministischer Stadt- und Raumsoziologie. Dieses Jahr ist Urbane Angsträume erschienen, eine überarbeitete Fassung ihrer Dissertationsschrift, die sich mit der diskursiven Konstruktion öffentlicher „Angsträume“ beschäftigt.